Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus
Das Bundesministerium für Gesundheit, die Bundesärztekammer, die Bundeszahnärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung vergeben gemeinsam den Herbert-Lewin-Preis mit dem wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema „Aufarbeitung der Geschichte der Ärztinnen und Ärzte in der Zeit des Nationalsozialismus“ prämiert werden.
Verleihung Herbert-Lewin-Preis 2019
Am 27. November 2019 wurden zum siebten Mal wissenschaftliche Arbeiten mit dem Herbert-Lewin-Preis prämiert.
Den ersten Platz vergab die Jury für die Arbeit von Dr. Susanne Doetz und Prof. Dr. Christoph Kopke mit dem Titel „und dürfen das Krankenhaus nicht mehr betreten“. Die Arbeit befasst sich mit dem Ausschluss jüdischer und politisch unerwünschter Ärztinnen und Ärzte aus dem städtischen Gesundheitswesen in Berlin in den Jahren 1933 bis 1945. Die Autoren haben nach Ansicht der Jury mit ihrer Untersuchung Neuland betreten, indem sie vollständig und systematisch die Entlassung und Vertreibung rassisch verfolgter und politisch missliebiger Ärzte aus dem öffentlichen Gesundheitswesen in der deutschen Großstadt nachgezeichnet hätten.
Die Arbeit besteche durch einen umfangreichen biografischen Teil und den systematischen Nachweis aller entlassenen Ärztinnen und Ärzte. Damit lege sie die Grundlage für weitergehende Forschungen zur frühen Dynamik nationalsozialistischer Vertreibungs- und Vernichtungspolitik und liefere ein Modell für die Aufarbeitung der Geschichte des öffentlichen Gesundheitswesens anderer Großstädte.
Die Plätze zwei und drei gingen an Dr. Doris Fischer-Radizi für ihre Arbeit „Vertrieben aus Hamburg“ über die Ärztin Rahel Liebeschütz-Plaut und an Dr. Mathias Schütz für seine Arbeit „Vier Ermittlungen und ein Verdienstkreuz“ zu den Medizinverbrechen des Hygienikers Hermann Eyer während der NS-Zeit. Lobend erwähnte die Preiskommission zudem die von Prof. Dr. Hubert Steinke in der Schweiz betreute Arbeit von Dr. Johann Faltum über die Zwangsterilisation in Lörrach.
Pressemitteilung zur Verleihung 2019
Verleihung 2019: Keynote Prof. Dr. Julius H. Schoeps
Bild: © istockphoto.com/Peerayot
Leben und Wirken von Herbert Lewin
Herbert Lewin, nach dem der Preis benannt ist, wurde am 1. April 1899 in Schwarzenau geboren. Nach einem Medizinstudium arbeitete er in der jüdischen Poliklinik in Berlin, ab dem Jahr 1937 bis zu seiner Deportation durch die Nationalsozialisten als Chefarzt im jüdischen Krankenhaus in Köln. Nach seiner Befreiung nahm Herbert Lewin seine Arzttätigkeit wieder auf. In den Jahren 1963 bis 1969 bekleidete er das Amt des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Lewin starb am 21. November 1982 in Wiesbaden. (Quelle: www.zentralratdjuden.de)