Prävention zum Leitmotiv der Gesundheitspolitik erheben
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Erfolgsweg der Prävention in der Zahnmedizin weitergehen und insbesondere Parodontitistherapie stärken
Beschluss
Die Vertreterversammlung der KZBV begrüßt, dass Prävention eine zentrale Rolle im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD einnimmt. Sie fordert die neue Bundesregierung
dazu auf, diese Ankündigung von Beginn an mit Leben zu füllen und Prävention zum Leitmotiv ihres gesundheitspolitischen Handelns zu machen. Diesem Leitmotiv folgend müssen von der neuen Bundesregierung verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit der Erfolgsweg der Prävention in der Zahnmedizin weitergegangen werden kann. Die Vertreterversammlung fordert von der neuen Bundesregierung insbesondere, in diesem Rahmen die präventionsorientierte Parodontitistherapie gesetzlich als Früherkennungs- und Vorsorgeleistungen zu verankern und eine vollumfängliche Vergütung zu gewährleisten.
Begründung
Die jüngst veröffentlichte Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS 6) des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) belegt, dass sich die Mundgesundheit nicht nur in allen Altersgruppen, sondern auch über alle sozialen Schichten hinweg stetig verbessert hat. Diese Bilanz ist Folge der konsequenten Präventionsarbeit in der Zahnmedizin.
Um diesen Erfolgsweg weiterverfolgen zu können, müssen die Menschen in allen Lebensphasen auf eine bedarfsgerechte und präventionsorientierte vertragszahnärztliche Versorgung vertrauen können. Ohne verlässliche finanzielle und strukturelle Rahmenbedingungen ist dies jedoch nicht möglich. Das zeigen die dramatischen Einbrüche bei den Parodontitisneubehandlungen in Folge der strikten Budgetierung des GKV-FinStG. Kurzsichtige Kostendämpfungsmaßnahmen fügen der Versorgung nachhaltige Schäden zu,
machen Präventionserfolge in kürzester Zeit wieder zunichte und führen zu erheblichen Folgekosten für das gesamte Gesundheitssystem. Allen muss klar sein: Wer bei Prävention spart, zahlt am Ende doppelt!
Vor diesem Hintergrund ist es vor allem essenziell, dass die präventionsorientierte Parodontitistherapie – möglicherweise im Rahmen eines Präventionsgesetzes – gesetzlich
als Früherkennungs- und Vorsorgeleistungen verankert und vollumfänglich vergütet wird. Denn Parodontitis ist eine komplexe Entzündungserkrankung des Menschen. 14 Millionen Deutsche sind sogar von einer schweren Parodontalerkrankung betroffen. Unbehandelt ist sie die häufigste Ursache für vermeidbaren Zahnverlust. Diese Volkskrankheit steht zudem in direkter Wechselwirkung mit Diabetes mellitus und nimmt Einfluss auf weitere schwere Allgemeinerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen und Demenz.
Ein konsequent auf Prävention ausgerichteter Versorgungsansatz führt mittel- und langfristig auch zu einer finanziellen Entlastung der GKV-Finanzen. Die aktuellen Finanzergebnisse der GKV bestätigen abermals, dass vom zahnmedizinischen Versorgungsbereich kein Risiko für die GKV-Finanzen ausgeht. Denn durch den präventionsorientierten Versorgungsansatz in der Zahnmedizin konnte der Anteil an den GKV-Leistungsausgaben für vertragszahnärztliche Leistungen – trotz Ausweitungen des GKV-Leistungskatalogs – über die vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich und seit 2001 um mehr als 30 Prozent gesenkt werden. Im Jahr 2024 machten zahnärztliche Behandlungen (inkl. Zahnersatz) nur noch 5,8 % der GKV-Leistungsausgaben aus. Dies zeigt deutlich: Prävention wirkt – auch finanziell!
Das konkrete Beispiel der Parodontitistherapie zeigt, welch hohes Einsparpotential sich durch Investitionen in eine konsequente Präventionsausrichtung zusätzlich realisieren ließe. Denn durch eine frühzeitig behandelte Parodontitis können Einsparungen für das Gesundheitssystem erzielt werden, die allein im zahnärztlichen Bereich Behandlungskosten von rund 200 Mio. Euro jährlich umfassen. Dazu kommen mögliche Einsparungen bei den indirekten Krankheitskosten, die eine international vergleichende Studie (Botelho et al. 2022) für Deutschland mit rund 34,79 Mrd. Euro jährlich beziffert.