Neues Versorgungskonzept gegen Volkskrankheit
Berlin/Frankfurt a. M., 13. November 2017 – Parodontale Erkrankungen sind bei Erwachsenen der Hauptgrund für den Verlust von Zähnen. Etwa jeder zweite jüngere Erwachsene ist an einer behandlungsbedürftigen Parodontopathie erkrankt. Zudem haben parodontale Erkrankungen erhebliche Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit. Die Zahnärzteschaft sagt der Volkskrankheit Parodontitis daher jetzt mit einem neuen, wissenschaftlich abgesicherten Versorgungskonzept entschieden den Kampf an. Das Konzept wurde in Frankfurt am Main im Rahmen des Deutschen Zahnärztetages nach mehrjährigen Vorarbeiten verabschiedet.
Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV): „Das neue Behandlungskonzept basiert auf international anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen und berücksichtigt den medizinischen Fortschritt. Es soll die derzeitige, 40 Jahre alte Behandlungsrichtlinie ersetzen und schafft die Voraussetzungen für eine wirksame und nachhaltige Bekämpfung der Parodontitis. Damit leistet die Zahnärzteschaft einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Mund- und Allgemeingesundheit in Deutschland.“
Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK): „Die Parodontitis ist und bleibt eine Volkskrankheit. Deswegen ist es notwendig, entsprechende Rahmenbedingungen für die Bekämpfung der Erkrankung zu schaffen. Notwendig ist dabei aber auch eine ausreichende Finanzierung, die durch zusätzliche Mittel erfolgen muss. Durch die Anteile der sprechenden Zahnmedizin im Konzept wird der Patient in die Lage versetzt, die notwendige Eigenverantwortung zu übernehmen. Die BZÄK wird durch eine bevölkerungsweite Aufklärung zur Früherkennung der Erkrankung dieses Konzept begleiten.“
Zentrale Inhalte des neuen Konzepts
Das Konzept wurde von KZBV, BZÄK und der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) erarbeitet. Es dient der Zahnärzteschaft als Grundlage für die Neuausrichtung der Parodontitisbehandlung. Zentrale zusätzliche Leistungsinhalte sind:
- Die Aufklärung der Patienten über parodontale Gesundheit und Bedeutung der Vorsorge,
- die Einführung der neuen Leistung „Ärztliches Gespräch“, um Zahnärztinnen und Zahnärzten die individuelle und umfassende Aufklärung der Patienten zu ermöglichen,
- regelmäßige Reevaluationen zur Qualitätssicherung,
- die Ergänzung der Therapie durch eine strukturierte Nachsorge, der sogenannten Unterstützenden Parodontitistherapie (UPT),
- sowie die gezielte Förderung der Eigenverantwortlichkeit und Mitarbeit der Patientinnen und Patienten durch ein Bonussystem - in Anlehnung an das entsprechende System bei der Versorgung mit Zahnersatz, das sich seit vielen Jahren bewährt hat.
Hintergrund: Parodontale Erkrankungen
Die Parodontitis ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates, die wesentlich durch bakterielle Beläge auf Zahnoberflächen und in den Zahnzwischenräumen verursacht wird. In einem schubweise verlaufenden Prozess werden Gewebe und Knochen zerstört, die für den Halt des Zahnes verantwortlich sind. Da der Verlauf in der Regel lange Zeit schmerzlos ist, halten viele Patienten die Parodontitis fälschlicherweise für eine Bagatellerkrankung. Wichtige Symptome sind Zahnfleischblutungen, -schwellungen, -rückgang und Mundgeruch.
Wissenschaftliche Studien geben Hinweise auf Zusammenhänge parodontaler Erkrankungen mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Schwangerschaftskomplikationen. Künftig ist aufgrund der demografischen Entwicklung und der Verlagerung chronischer Munderkrankungen in ein höheres Lebensalter (Morbiditätskompression) von einem steigenden Behandlungsbedarf bei der Parodontitis auszugehen.
Das neue Versorgungskonzept kann auf den Websites von KZBV und BZÄK abgerufen werden: www.kzbv.de, www.bzaek.de/paro.
Quintessence News: Interview mit Dr. Wolfgang Eßer zur Parodontitisbehandlung
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